Nie hätte ich gedacht, dass es so schön sein könnte, wenn die Uhr an der Zapfsäule munter läuft und es sanft im Tank gluckert. Die erste Woche mit Emma hat es in sich. Tanken war nur eines unserer Probleme, auch die Menschen und die Naturgewalten haben es uns nicht leicht gemacht.
Vergnügt fahren wir an die Tankstelle, heute wollen wir uns endlich auf den Weg machen, Richtung Argentinien. Die Sonne scheint, es ist heiß aber nicht sehr, dafür schwül. Nachdem wir am Dienstag endlich Emma im Hafen von Montevideo in Empfang nehmen konnten, haben wir hier in Punta eingekauft und uns eingerichtet. Wir hätten niemals erwartet, dass dieser beliebte Badeort so ein hässliches Fleckchen Erde ist. Aber so ist es wohl überall, einst ein beschaulicher Fischerort am Meer und heute eine Touristen Megastadt. Wir freuen uns auf ruhigere Orte, mehr Natur und entspannte Tage in unserem eigenen Rhythmus. Und dann kam alles erst einmal viel schlimmer.
Der Tankwart steckt den Tankstutzen in die Tanköffnung, es gluckert kurz, dann geht nichts mehr. Diesel schwappt wieder raus. Der Tankwart gibt mir zu verstehen, dass er den Tankstutzen nicht einführen kann. Bestimmt 1 std. lang versuchen diverse Menschen von der Tankstelle uns zu helfen, stecken immer wieder ihre öligen Finger in die Öffnung und versuchen die Sperre zu lösen. Auch Schraubenziehen und Schläuche aller Art lassen sich nicht einführen. Ich recherchiere im Internet und erfahre, dass es wohl ein Problem gibt, normale Einfüllstutzen, auch von Kanistern z.B. in moderne Dieseltanks zu stecken. Die „Fehlbetankung Sicherung“ verhindert dies, damit niemand aus Versehen Normalbenzin in den Dieseltank füllt. In Europa haben daher die Einfüllstutzen für Diesel einen anderen Durchmesser. Hinzu kommt eine spezielle Sicherung, die Ford sich wohl ausgedacht hat, d.h. nach der ersten Sicherungsklappe gibt es eine zweite Sicherung. Ein Trichter hilft also auch nicht. Ich habe viele Berichte über Südamerika gelesen, aber davon nicht ein einziges Mal. Ich schreibe unsere bisherigen deutschen Kontakte an, vielleicht wissen die etwas…. Ausbauen und ein normales Tankrohr einbauen scheint der einzige Weg.
Wir fahren drei Werkstätten an. Alle kennen das Problem nicht. Wir bekommen einen Termin in einer Ford-Vertretung Werkstatt … in 4 Tagen. Einen anderen Termin für den nächsten Tag bei einem kleinen Schrauber, der meint, er könne das Problem lösen. Wirklich glauben kann ich das nicht. Wir versuchen mit einem Plastikrohr aus einem Elektrogeschäft Emma zum Trinken zu überreden, sie will nicht. Am Abend lässt mir das Ganze keine Ruhe, zumal ich gelesen habe, dass es möglicherweise nötig ist, den ganzen Tank auszubauen. Und wer weiß wie lange das dauert und wenn dann noch Ersatzteile angefordert werden müssen etc. … Ich seh uns Monate im hässlichen Punta del Este fest sitzen … grauenhaft. Ich versuche also selbst mein Glück. Mit zwei Schraubenziehern mache ich mich an der Tanköffnung zu schaffen … und siehe da !!!! Emma öffnet ihr Mäulchen, nur für mich. Am nächsten Tag fahren wir tanken, kein Problem. Irgendwie habe ich es geschafft, die Sicherung zu entriegeln, scheinbar dauerhaft. Alles wir können! Doch die nächsten Katastrophen erwarteten uns schon …
Wir haben uns einen schönen Campingplatz am Rio Yi in der Nähe von Durazno herausgesucht, schattig, ein schöner Strand, gute Bewertungen … Nach 3 std. Fahrt erreichen wir den Campingplatz, er ist riesig. Ein bisschen feucht ist es auch, es scheint viel geregnet zu haben. Wir nehmen ein Plätzchen unter Bäumen, nicht zu weit zum Strand, der leider auch etwas matschig ist. Aber Schwimmen ist toll. Nachts bricht dann die Hölle los. Die ganze Stadt scheint sich auf dem Platz zu versammeln, um zu feiern. Junge Menschen zeigen, was ihre Anlagen können. Sie fahren mit ihren Autos bis morgens um 2 auf dem Platz im Kreis, Fenster auf – so laute Musik hab ich noch nie gehört, nicht mal auf einem Rockkonzert direkt vor den Boxen stehend … Wir lassen das zwei Nächte über uns ergehen, ergreifen dann die Flucht und kommen vom Regen in die Traufe …
Ein nächster schöner Campingplatz am Rio Uruguay. Hier soll es wirklich ruhig sein und traumhaft schön. Wir hatten das Zelt nass eingepackt, da es seit der Nacht regnete. Am Abend erreichen wir den neuen Platz. Es hat aufgehört zu regnen, wir freuen uns, das Zelt trocknen zu können. Allein es war nicht der erste Regen der letzten Zeit. Der Campingplatz ist völlig überschwemmt und eigentlich geschlossen. Da es spät ist, überredet Astrid einen Platzwart, noch ein trockenes Eckchen für uns zu finden. Doch Nachts bricht die nächste Hölle über uns herein: Donnergrollen, wie ich es noch nie gehört habe. Von link nach rechts und zurück rollt über Sekunden ein dumpfer, lauter finsterer Ton, dass mir Angst und Bange wird. Unglaubliche Wassermassen schütten aus dem schwarzen Himmel, ein Blitz schlägt mit ohrenbetäubenden Krachen ein Stück neben uns in einen Baum ein. Der Fluss schwillt weiter an und ist uns bedrohlich nah. Irgendwie durchwachen wir die Nacht und behalten den Wasserstand im Auge. Am nächsten Morgen brechen wir erneut in strömendem Regen das Zelt ab und versuchen der Flutkatastrophe zu entkommen. Wir fahren durch ein zu großen Teilen überschwemmtes Land, mit Kühen, die bis zu den Bäuchen im Wasser stehen. Endlich erreichen wir einen trockenen, ruhigen Campingplatz bei Paraná. Zu unseren Füßen, aber zum Glück sehr weit unten, der Fluss Paraná. Er sieht aus wie ein Meer.
Der Regen hat aufgehört, am nächsten Tag scheint wieder die Sonne.
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