Emma ist endlich da. Ein aufregender Moment, als sie den Container verlässt. Vorher haben wir einige schöne Tage in Montevideo verbracht. Die Stadt blieb uns nicht fremd. Neben einem Bremer mit einer Bar namens Bremen gab´s auch andere deutsche Bekanntschaften.
Ich bin ja selten richtig aufgeregt, zumindest rein äußerlich. Aber das macht mich jetzt schon sehr nervös: Emma soll heute kommen. Unser Agent in Montevideo hat sich gestern per WhatsApp gemeldet. Dabei hatten wir erst in 3-4 Tagen mit ihr gerechnet. Der Agent heißt Eduardo Kessler und er macht das jeden Tag: Aufgeregte Leute durch den Hafen und den Behördendschungel lotsen, um ihre Autos aus den Containern zu befreien. Er ist ein echter Profi, kann sogar etwas Englisch und beruhigt mich sehr. Und so läuft alles super. Mit einer speziellen Zugangserlaubnis, allen Papieren und 1000 Dollar fahren wir zum Hafen und auf den Entladeplatz für Container.
Die Leute hier sind auch Profis, das ist nicht zu übersehen. Als Sofia, unsere Container Partnerin (aus Uruguay) dem korpulenten von ihnen erklärt, bei meinem Transit müsste sich jemand auf die hintere Stoßstange setzen zum Entladen, weil er sonst oben anstößt, lacht er und schüttelt seinen dicken Bauch. Der dünne Kollegen muss dann reinklettern, einmal durchs Auto und die Gurte lösen, mit denen das Auto festgezurrt war.
Emma rollt problemlos aus der Blechkiste, dann noch zum Zoll, zwischendrin die Vermittlungsgebühr abdrücken. Es ist geschafft!
Vorher hatten wir noch schöne Tage in Montevideo. Eine nette, entspannte Stadt. Ein bisschen mehr als 1 Million Einwohner*innen, unendlich viele nette Cafés, Häuser, meist 1 Stockwerk hoch, alle Straßen in quadratischen Blocks. Man findet sich hier schnell zurecht, ist überall in 20 Minuten. Die Straßen sind unglaublich leer, kein Stau, kein Stress. Abends gehen wir in eine Bar. Sie heißt "Bremen". Am Tresen steht ein Bremer. Im Gin Tonic ist zu viel Gin. Der Abend ist nett, aber mir geht es sehr schlecht in dieser Nacht.
Samstag Nacht trommelt die Stadt. Trommeln sind hier die traditionellen Instrumente, mit denen einst die Sklaven am Hafen begrüßt wurden. Montevideo war einmal ein großer Sklavenmarkt und immer ein Umschlagplatz für Waren und ein Einwandererhafen.
Die Nachbarschaften sind eng verbandelt. Soweit ich informiert bin, gibt es ein gutes Sozialsystem und stabile NGOs und Nachbarschafts-Organisationen. Dennoch: Wir sehen viele Obdachlose, in jeder Straße leben manchmal mehrere. Uruguay ist teuer, teurer als Deutschland manchmal. Lange können wir nicht bleiben in diesem Land, dafür reicht die Reisekasse nicht.
In dieser Nacht folgen wir dem Zug der Trommeln, werden nett aufgenommen in der Partygesellschaft. Nur wir scheinen die Einzigen, die nicht irgendwie bedröhnt sind. Keine Ahnung was die hier konsumieren, aber die meisten sind wohl "drauf".
Am nächsten Tag gehe ich zum Aikido. Eine meiner Schülerinnen in Berlin, kommt aus Montevideo und ihre Freundin Oriana lebt hier. Auch sie macht Aikido. Ich bin neugierig und obwohl mit meinem ganzen Autokram sehr beschäftigt, denke ich, dass ich doch mal vorbei schauen sollte in ihrem Dojo. Es war ein wunderbares Training mit einer tollen Lehrerin Andrea Arroba, 5. Dan, wie ich und eine super nette, talentierte Gruppe. Und eine super nette Oriana, die uns warnt vor unserer nächsten Station: Punta del Este, ein Badeort etwas nördlich von Montevideo, wo wir auf Emma warten wollen. Wie recht sie hat, das erfahren wir schon einen Tag später. Aber vielen Dank für den schönen Tag mit Euch!
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