Chiloe - Armut im Paradies

Ein saftiges Lachsfilet mit einer grünen köstlichen Spinatcreme bedeckt, darunter blaue, kleine südamerikanische Kartoffeln, in Knoblauch gebraten. Es ist einfach köstlich. Die chilenische Küche ist wunderbar und je nach Region hält sie fantastische Spezialitäten bereit. Chiloe gilt als einer der möglichen Ursprungsorte der Kartoffel und es gibt hier unwahrscheinliche und leckere Sorten. Ich komme ins Gespräch mit dem jungen Kellner. Ein Mapuche und … Anwalt.

Als ich ihm erzähle, dass ich Journalistin bin, wird er gleich neugierng, fragt mich zu meiner Haltung zu den politischen Geschehnissen im Land. Seit 2022 hat Chile einen jungen linksgerichteten Präsidenten. Doch die Unruhen sind nicht verstummt. Auch unser Kellner ist unzufrieden. Manchmal ist es nicht einfach auf diese Fragen Antworten zu finden, denn gerade in Chile ist die Situation schwierig und schwer durchschaubar. 

Natürlich gibt es mit der neuen Regierung auch eine neue Perspektive, die Rechte der Armen, der Indigenen, der Frauen, vieles hat einen neuen Fokus bekommen und die Befriedung der sozialen Ungleichheiten steht ganz oben auf der Agenda, doch es ist nicht einfach. Nach wie vor sitzen viele Rechte im Parlament mit großem Einfluss. Seit vielen Jahren soll es eine neue Verfassung geben, die die alte, noch aus Zeiten der Militärdiktatur stammende, ablösen soll. Doch immer wieder scheitern die Abstimmungen am Widerstand der Rechten. Und selbst unser junger Mapuche, der sich selbst als links bezeichnet, ist skeptisch, was die Verfassungsreform angeht.

Die blutigen Proteste von 2019 bis 22 sind noch sehr präsent und an der Situation der Menschen hat sich nicht viel geändert. Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich ist extrem groß. Der Durchschnittslohn liegt bei rund 500 Euro im Monat und mehr als 70% der Bevölkerung verdient noch weniger. Allein wir erleben das Preisniveau ungefähr so wie in Deutschland und fragen uns, wie die Leute hier klarkommen. Unser junger Kellner hat sich jedenfalls entschieden, in seinen Heimatort zurückzukehren. Vorerst hat er hier ein bescheidenes, aber sicheres Auskommen.

Cucao hat rund 450 Einwohner*innen und einen fantastischen, riesigen Strand am Pazifik. Die kleinen Häuser und Restaurants aus bunten Brettern und Wellblech schmiegen sich in die hügelige Landschaft und säumen die kurvige Landstraße. Es gibt einen Bootsanleger am See, einige Campingplätze, einige Restaurants, einen Minimercado, mit tollen frischen Eiern und einen kleinen Nationalpark, der auf Bohlenwegen durch die dschungelartige Landschaft führt. Wir haben uns auf dem Eco-Campingplatz installiert und erleben drei schöne, leider regenreiche Tage hier. Danach ziehen wir weiter nach Ancud. Endlich scheint die Sonne wieder, zumindest für einige Tage. Ancud ist ein quirliger Fischerort im Norden der Insel und ein fantastischer Campingplatz mit einer grandiosen Aussicht über den Pazifik und die vielen vorgelagerten kleinen Inseln. Chiloe ist wirklich schön. Aber das Wetter hat seine Tücken: 

„Das Klima ist im Winter entsetzlich und im Sommer nur unwesentlich besser” schrieb Charles Darwin 1834 über Chiloé.

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